Was bedeutet der Klimawandel für die österreichische Landwirtschaft?

von Hermine Mitter
Internationale Klimapolitik
Die internationale Aufmerksamkeit gilt in diesen Tagen Paris. Dort tagt zwischen 30.11. und 11.12.2015 die 21. UN-Klimakonferenz („COP21“) gleichzeitig mit dem 11. Treffen zum Kyoto-Protokoll. Die Erwartungen der Weltöffentlichkeit an die Klimakonferenz sind hoch, zumal eine internationale, verbindliche Klimaschutz-Vereinbarung als Nachfolge des Kyoto-Protokolls verabschiedet werden soll. Mit diesem Post-Kyoto-Abkommen sollen die Treibhausgasemissionen langfristig reduziert und die viel zitierte „2°Grad Grenze“ – also das Ziel, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf unter 2 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen – eingehalten werden.
Klimawandel und Landwirtschaft – Forschung an der BOKU
Die globale Erwärmung beeinflusst auch die Erträge von Kulturpflanzen und damit einhergehend die erzielbaren Deckungsbeiträge. Mit welchen Auswirkungen die österreichische Landwirtschaft rechnen kann und wie sich LandwirtInnen an veränderte Ausgangsbedingungen anpassen können, wurde in der kürzlich am Institut für Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung fertig gestellten Dissertation „Integrated assessments of climate change impacts, adaptation, and vulnerability in Austrian crop production“ (Mitter, 2015) untersucht. Dazu wurde ein integrativer Bewertungsrahmen entwickelt und angewendet. Dieser besteht aus Klimamodellen, agronomischen, bio-physikalischen und ökonomischen Modellen sowie räumlichen Analysen.
Erträge steigen im österreichischen Mittel, aber große regionale Unterschiede zu erwarten
Die Modellergebnisse zeigen, dass unter Annahme eines moderaten Klimawandel-Szenarios die Pflanzenerträge und Deckungsbeiträge im österreichischen Durchschnitt bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts steigen können. Gründe dafür sind vor allem moderat steigende Temperaturen, ausreichende Wasserverfügbarkeit in vielen Teilen des Landes und der CO2 Düngungseffekt. Allerdings variieren die Pflanzenerträge und Deckungsbeiträge nach Produktionsgebiet. Im Allgemeinen profitieren die Kulturpflanzen von den steigenden Temperaturen, wenn die Wasserversorgung in der Vegetationsperiode sichergestellt ist und Hitzestress ausbleibt – eine Situation, die eher im Grünland dominierten alpinen Raum auftritt. In den semiariden Ackerbaugebieten im Osten Österreichs, wo bereits jetzt das Wasser knapp ist, kann sich die Situation bei steigenden Temperaturen und damit einhergehender zunehmender Evapotranspiration sowie durch Hitzestress verschärfen.
Geeignete Anpassung der Landwirtschaft
Anpassungsmaßnahmen an regionale Klimaveränderungen erlauben den LandwirtInnen, neue Chancen zu nutzen und Risiken zu reduzieren. Die Modellanalysen zeigen beispielsweise die Wirksamkeit von angepassten Saat- und Erntezeitpunkten, die Verwendung alternativer Kulturen (z.B. trockenresistente Sorten), die Diversifizierung der Fruchtfolgen um die verlängerte Vegetationsperiode besser zu nützen, Veränderungen der Bodenbearbeitung (z.B. verdunstungsschonend) oder Bewässerung. Die Effektivität der Anpassungsmaßnahmen variiert jedoch wiederum nach Produktionsgebiet.
Jetzt handeln
Die Modellergebnisse basieren auf einem moderaten Klimawandel-Szenario, das ein ehrgeiziges und verbindliches Post-Kyoto-Abkommen voraussetzt. Eine Kehrtwende der internationalen Klimapolitik sowie eine Verhaltensänderung der Weltbevölkerung sind notwendig, dass es langfristig bei einem „moderaten“ Klimawandel bleibt. Ein bedeutender Meilenstein könnte dieser Tage in Paris erreicht werden.
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