AER: Innovation in der Landwirtschaft und Beschäftigung

Ulrich Morawetz

Demnächst erscheint im American Economic Review ein Artikel von Bustos, Caprettini und Ponticelli mit dem Titel "Agricultural Productivity and Structural Transformation. Evidence from Brazil".

Ausgangspunkt der Überlegungen des Artikels ist ein einfaches Modell zur Entwicklung des Agrar- und Industriesektors in einer geschlossenen Volkswirtschaft. In diesem führt eine Steigerung der Arbeitsproduktivität in der Landwirtschaft zu einer Abwanderung der Arbeiter in die Industrie da weniger Arbeiter in der Landwirtschaft gebraucht werden. Wenn es sich jedoch um eine kleine offene Volkswirtschaft handelt, führt eine Arbeitsproduktivitätssteigerung in der Landwirtschaft dazu, dass noch mehr landwirtschaftliche Güter für den Export produziert werden. Demnach wird die Industrialisierung aufgehalten. In Ihrem Artikel erweitern Bustos et al. dieses Modell und überprüfen Ihre Hypothese empirisch für Brasilien.

Im Speziellen werden der Einfluss von genetische verändertem Soja und die Einführung einer zweiten Maisernte in Brasilien untersucht. Genetisch verändertes Soja braucht weniger Arbeitsinput bei gleichem Output. Die zweite Ernte bei Mais entspricht einer Erhöhung der Produktivität von Land.

Im Zwei-Sektor Modell einer kleinen offenen Volkswirtschaft von Bustos et al. wird angenommen, dass Arbeit stark Komplementär zu Land ist (jedoch nicht umgekehrt). Die Produktivitätssteigerung beim Land (2. Maisernte) würde demnach zu einem vermehrten Arbeitsbedarf in der Landwirtschaft führen. Die Produktivitätssteigerung bei der Arbeit (genetisch verändertes Soja) würde demnach zu einer Reduktion des Arbeitsbedarfs in der Landwirtschaft und in Folge zu einem erhöhten Arbeitsangebot in der Industrie führen. Die Wirkung von landwirtschaftlichen Innovationen auf die Industrialisierung hängt demnach davon ab, auf welche Inputfaktoren die Innovation Produktivitätssteigernd wirkt.

Die theoretischen Überlegungen werden für genetisch verändertes Soja und zweite Maisernte empirisch bestätigt. Die Richtung der Kausalität wird mittels Variation in der Bodenqualität und dem Termin der Zulassung von des Soja in Brasilien ebenfalls überprüft.

Ein gut lesbarer Artikel der sehr schön theoretische Überlegungen mit einer klaren empirischen Identifikationsstrategie verbindet. Wie beim AER üblich, gibt es vermutlich auch die Daten zum Download sobald der Artikel veröffentlicht ist. Bitte mehr von solchen Arbeiten! 

Der Preview ist (nach Login bzw. von Institutionen die AER abonniert haben) von der AER Seite runterladbar. Eine ältere Version des Artikels kann unter heruntergelanden werden.

Hinweis: Wer Lust auf agrarökonomische Artikel aus Top Ökonomie Journale bekommen hat: in einem Post von letztem Sommer hab ich eine Übersicht über die agrarökonomischen Publikationen in den Top 5 ökonomischen Zeitschriften seit 2010 gegeben.

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