Fem. Geo-RundMail "Rurale Frauen- und Geschlechterforschung"

Feministischen Geo-RundMail „Rurale Frauen- und Geschlechterforschung

Theresia Oedl-Wieser & Mathilde Schmitt

Mit dieser Ausgabe des Feministischen Geo-RundMails möchten wir wieder einmal die Rurale Frauen- und Geschlechterforschung ins Zentrum rücken. Der Beobachtung, dass die Geschlechterverhältnisse und insbesondere die Situation von Frauen und Mädchen in ländlichen Regionen in der öffentlichen Wahrnehmung wieder unsichtbarer oder aber trivialisiert werden, möchten wir damit entgegenwirken.

Die Problemlagen und Bedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungs- und Altersgruppen – Frauen, Männer, Trans- und Intersexuelle, Kinder, Jugendliche, Ältere, Einheimische und Migrant_innen, Gut- und Schlecht-Qualifizierte – erfordern eine höhere Sensibilität in Hinblick auf die unterschiedlichen Wirkungen von regionaler und ländlicher Entwicklung. Hier ist auch die Frauen- und Geschlechterforschung gefordert, auf diese Vielfalt zu rekurrieren. Daraus ergibt sich die Forderung, die vielfältigen Lebensrealitäten in unterschiedlichen ländlichen Räumen zu betrachten und in den Analysen nicht nur das Allgemeine, Weitverbreitete und Angesagte, sondern auch das Besondere und das Spezifische als Teil des Erkenntnisinteresses zu berücksichtigen. Die angewandten Methoden und Konzepte sind dabei ohne Abwertung der Lebens- und Arbeitskonzepte von Frauen und Männern ländlicher Regionen zu modifizieren, zu reformulieren und zu transformieren, damit dieser Forderung gerecht werden kann.

Als wichtige Ausgangspunkte für eine diskursive Auseinandersetzung in der ruralen Frauen- und Geschlechterforschung können zwei Tagungen in Bern (2011) und Wien (2013) angesehen werden, wo es angeregte und oftmals kontroverse Debatten zwischen Vertreter_innen unter-schiedlicher Wissenschaftsdisziplinen, Praktiker_innen aus Landwirtschaft, Politik, Regionalentwicklung, Verwaltung sowie Interessierten aus Stadt und Land gab. Der rege Aus-tausch und die Wissensvermittlung zwischen Forschung, Politik, Verwaltung und Praxis führen immer wieder vor Augen, dass trotz allem Zugewinn an Perspektiven und ei-genständiger Lebensgestaltung, Frauen und Mädchen in ländlichen Regionen weiterhin mit Benachteiligungen und Einschränkungen konfrontiert sind. Ebenso finden diejeni-gen, die für sich andere als die vor Ort üblichen Lebenskonzepte realisieren möchten, nach wie vor wenig Verständnis und Unterstützung.

Bezug nehmend auf die Feministischen Geo-RundMails von Robert Klichowicz & Kim Schumacher (Universität Vechta) zum Thema „Gender und Ländliche Räume“ (Nr. 51, 2012) und Brigitte Wotha (Strade) zum Thema „Gender & Ländliche Räume, Governance, Planung“ (Nr. 58, 2014) wurde der Call for Papers breit angelegt und es ist eine gute Auswahl an Beiträgen zusammengekommen. Wir hoffen, dass wir damit der Zielsetzung Ruraler Frauen- und Geschlechterforschung, unterschiedliche Fragestellungen und Perspektiven für ländliche Regionen in unterschiedlichen Kreisen sichtbar zu machen, zu analysieren und im inter- und transdisziplinären Austausch zu diskutieren, näher kommen.

Das Bild einer sehr lebendigen Scientific- als auch Transfer-Community soll im Rahmen dieser Ausgabe des Feministischen Geo-Rundmails weiter gestützt werden. Der Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen und Praxisfeldern birgt die Chance, blinde Flecken erkennen und ein umfassenderes Bild der Wirklichkeit rekonstruieren zu können, als es einzelnen Forscher_innen möglich ist. Die Begrenztheit der eigenen Sichtweisen kann bewusst und damit reflektiert und überwunden werden. In diesem Sinne bedanken wir uns bei allen, die zu dieser Ausgabe der feministischen GeoRundmail beigetragen haben, und wünschen viel Spaß beim Lesen und Weiterrecherchieren.

Email: theresia.oedl-wieser@berggebiete.at und mathilde.schmitt@uibk.ac.at

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